Greta Thunberg spricht von der Klimakrise, Sir Ken Robinson sagt es gibt eine zweite Klimakrise, nämlich im Bildungssystem. Ich möchte da noch einen Schritt weitergehen und sagen, diese Klimakrise herrscht zwischen uns Menschen.
Hier ist eine junge Frau, die mutig ihren Weg geht, die Welt aufrüttelt. Ihr folgen tausende junger Menschen. Und was tun wir? Wir drohen mit Verweisen, Strafeinträgen im Zeugnis und behaupten es seien ja bloss Kinder. Ist das wirklich alles, was wir Erwachsene zu bieten haben? Wenn eine Wahrheit von einem Kind oder einem jungen Erwachsenen ausgesprochen wird, wird sie dadurch weniger wahr? Wieso fällt es uns so schwer Kinder und junge Menschen ernst zu nehmen? Sicherlich es mangelt ihnen an Erfahrung und Reife, aber glaubt jemand ernstlich, dass sie diese Eigenschaften gewinnen, wenn wir ihre Anliegen bagatellisieren, weghören, sie lächerlich machen, strafen?
Klagen über die Jugend gehören ja fast schon zum guten Ton. Zu unmotiviert, faul, kein Engagement mehr, egoistisch, auf Profit bedacht. Jetzt werden wir mit jungen Menschen konfrontiert, die uns eines Besseren belehren: sie sind engagiert, kümmern sich um die Welt und ihre Wesen, schliessen sich zusammen und haben zum Ziel eine bessere Welt. Aber auch das ist nicht genug, wir demontieren sie, suchen Fehler und halten uns an ihrem Ungehorsam fest. Und warum? Weil sie unsere Komfortzone bedrohen, an unseren Festungen rütteln und uns eigentlich zum Aufwachen zwingen. Und das wollen wir nicht, das würde zu viel verändern, unsere Welt ins Wanken bringen. Eine Welt, die schon lange in starkes Wanken geraten ist. Wir tun das, was wir seit unserer Kindheit gelernt haben. Wir bewerten uns und andere, demonstrieren Macht, arbeiten mit Strafe und Verachtung und behandeln den anderen als Objekt, fordern Gehorsam, damit die Ordnung intakt bleibt.
Zum Glück gibt es einen Ausweg. Wir können einen Moment innehalten und einfach mal zuhören, unsere Ohren, Augen und Herzen öffnen. Uns wirklich zuwenden. Nicht nur den Jugendlichen auf der Strasse, sondern jedem Menschen, dem wir begegnen. Wir können üben anstatt zu bewerten, zu inspirieren und zu ermutigen. Empathie ist lernbar. Wir können unser Urteil bewusst wahrnehmen und erstmal hintenanstellen und versuchen offen und präsent zu sein. So kommen wir in Kontakt und schaffen eine Verbindung. Dann wirken auch Veränderungen nicht mehr so bedrohlich, denn wir sind nicht mehr allein. So stärken wir uns wechselseitig, inspirieren und befruchten uns. Dies schafft ein Raum indem wirkliche Innovation stattfinden kann und sich Lösungen zeigen, die man nicht erahnen konnte. In einer solchen Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens, finden wir die Kraft und Möglichkeiten, um uns und unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft zu erschaffen.